RUGEL Tradition

Von der Schlosserwerkstatt zur Maschinenfabrik

Als der Schlossergeselle Josef Rugel aus Weingarten und der Drehergeselle Alfred Lutz aus Rottweil sich im Mai 1919 zum Aufbau einer gemeinsamen Werkstatt entschlossen, hatte Deutschland gerade den Ersten Weltkrieg verloren. Der Kaiser hatte abgedankt, die wackelige Weimarer Demokratie kämpfte gegen innere und äußere Feinde und im Rheinland standen französische Truppen, um die gewaltigen Reparationsforderungen des Versailler Vertrages notfalls gewaltsam einzutreiben. Und dabei standen die Megainflation von 1923 und der "Black Friday" an der New Yorker Börse schon kurz bevor.

Mit knappem Kapital, das gerade für die Einrichtung einer einfachen Werkstatt reichte, starteten die beiden Gründer am Aigenweg in Ravensburg in einem Gebäude mit industrieller Vergangenheit. Nacheinander hatte es der Spohnschen Ziegelei und der Stemmerschen Schuhfabrik gedient. Mit Handwerkskönnen und technischem Gespür entwickelten Rugel und Lutz eine Bandsägentype, die in ganz Süddeutschland und der Schweiz große Verbreitung fand. Die nachfolgende Entwicklung einer neuartigen Fräsmaschine knüpfte an die Anfangserfolge an und machte Betriebserweiterungen notwendig.

Bald ergänzten Eigenkonstruktionen für Kreissägen, Hobelmaschinen und Profilhobel das Fertigungsprogramm: Der Wandel von der Schlosserwerkstatt zur Maschinenfabrik war in vollem Gange. Der hohe Stellenwert, den die Holzverarbeitung im waldreichen Oberschwaben der Zwanziger und Dreißiger Jahre einnahm, bot für den expandierenden Betrieb der beiden Gründer gute Chancen. Mit Wagemut und Augenmaß steuerten Josef Rugel und Alfred Lutz ihr Unternehmen durch die vielen Krisen bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges.

  

Die Kriegsjahre wurden eine harte Bewährungsprobe für das noch junge Unternehmen. Als im weitesten Sinne rüstungsrelevanter Betrieb unterlag die Maschinenfabrik den Typenbereinigungsverordnungen des Nazi-Regimes und durfte nur noch Bandsägen herstellen. Erschwerend kam hinzu, dass weder Josef Rugel noch Alfred Lutz der NSDAP angehörten und von den Behörden schon aus diesem Grund misstrauisch beobachtet wurden. Als nach Kriegsende auf Anordnung der französischen Besatzungsverwaltung auch noch die gesamte Betriebseinrichtung beschlagnahmt und demontiert wurde, konnte man für Rugel & Lutz tatsächlich von einer Stunde Null sprechen.

In den Jahren nach Kriegsende

standen Ausbesserungen und Reparaturen für ausgebombte Holzverarbeitungsbetriebe im Vordergrund. Der Fabrikbetrieb konnte sich bis 1948 nur schleppend entwickeln. Erst mit dem Startschuss Währungsreform liefen die Geschäfte wieder an. Mit großem Fleiß, bedingungsloser Qualität und einer klaren Vision schufen die beiden Gründer ihr persönliches Wirtschaftswunder, so dass schon 1959 ein modernes Fabrikgebäude am heutigen Standort Torkenweiler bezogen werden konnte.

Bald nach dem Umzug, im Juli 1961, traten mit Heinrich und Heribert Rugel sowie Guido und Werner Lutz die Söhne der Gründer als Kommanditisten in die Firma ein. Mit dem überraschenden Tod von Josef Rugel im November desselben Jahres ging die Leitung des Unternehmens zunehmend auf die Söhne über - der Generationswechsel war vollzogen. Doch schon bald sollten sich die Märkte wandeln. Von der stark auf den Wiederaufbau ausgerichteten Wirtschaft der Fünfziger und Sechziger Jahre ging der Trend hin zu neuen Technologien, zu komplexen Produkten und Dienstleistungen. Mit dem Abflauen des Baubooms stagnierte die Holzverarbeitung - die Milchkuh der Gründerjahrzehnte war zu einer lahmen Ente geworden. Außerdem wurde der Markt durch die vielen neuen Wettbewerber aus dem europäischen Ausland immer enger. Während man 1965 auf der Hannover Messe das ganze Fertigungsprogramm präsentiert hatte, war man sich in den Siebziger Jahren darüber klar, dass die Firma ein zweites Standbein brauchte.

In dieser Zeit des Umbruchs gingen die Söhne der Gründer getrennte Wege. Während Guido und Werner Lutz im Dezember 1976 ausschieden und zu neuen Ufern aufbrachen, blieben die Geschwister Rugel in Torkenweiler und entwickelten das Werk der Väter weiter. Neben dem Bau, Vertrieb und Kundendienst für Holzbearbeitungsmaschinen wurden nun maschinenbautechnische Dienstleistungen, Sondermaschinen-, Prototypen- und Anlagenbau immer wichtiger. Mit dem Einzug computergesteuerter Systeme in die Maschinenfertigung in den frühen Achtziger Jahren explodierten die Anforderungen der Kunden an das Unternehmen. Beinahe übernacht mussten hochinnovative, komplexe Fertigungsanlagen beschafft, Mitarbeiter geschult und neue Verfahrensabläufe erprobt und gefunden werden. Viele Millionen Mark wurden in diese Strukturanpassung investiert. Die Stunde des High-Tech-Maschinenbaus war gekommen.

  

Dieser tiefgreifende Wandel wurde auch nach außen sichtbar, als man sich 1988 in Torkenweiler entschloss, den althergebrachten Firmennamen »Rugel & Lutz« auf »RUGEL Maschinenfabrik« zu ändern. Seither ist »Präzision in Metall« der Leitgedanke des Traditionsunternehmens: perfekter Dienst am Kunden auf der Grundlage der exakt definierten Qualtitätspolitik, immer mit innovativster Technik und bestausgebildeten Mitarbeitern. Die 1995 erfolgte Zertifizierung des Unternehmens nach DIN EN ISO 9000 war da nur ein konsequenter Schritt auf dem eingeschlagenen Weg. Die Sicherung der Zukunft durch Qualität und Vertrauen - das ist die Aufgabe bei Rugel. Dass sie gelingt, erfordert Einsatz, Weitsicht und Können - jeden Tag.